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DAS PILGERHAUS
EIN HAUS FÜR DIE BAUARBEITER...
Das Pilgerhaus ist das erste Gebäude, das Le Corbusier auf dem Hügel errichten ließ. Das längliche Gebäude enthält zwei Schlafsäle, einen Speisesaal, eine Küche und eine kleine Wohnung für den Herbergsleiter. Den Sichtbeton mit der Struktur der groben Holzschalung ließ Le Corbusier in lebhaften Farben streichen. Auf dem Dach wächst eine Wiese, die das Dach vor der Witterung schützt.
… WIRD DIE UNTERKUNFT FÜR PILGER
Das heutige Pilgerhaus war für die Bauarbeiter, die die Kapelle bauen sollten, bestimmt. Nachdem die Arbeiten beendet waren, wurde es für die Verpflegung und als Unterkunft für Pilger verwendet. Zur Zeit kann es wegen notwendiger Restaurierungsarbeiten nicht genutzt werden. Ein zweites, kleineres Haus war für den Mesner (Küster) bestimmt, der dann aber nicht umziehen wollte. So zog dort schließlich der Kaplan, der Pfarrer der Kapelle, ein.
Ein kleiner Keller, in dem Getränke für die Wallfahrten gekühlt werden können, vervollständigt das Ensemble.
DIE WOHNMASCHINE
Als würdiger Vertreter einer Epoche, die von der Mechanisierung geprägt wurde, hat Le Corbusier seine Häuser als «Wohnmaschinen» verstanden.
Dieser Begriff mag zunächst abwertend erscheinen. Im Zusammenhang mit der Arbeitsweise des Architekten, alles vom Grundlegenden aus zu denken, leuchtet er ein.
Le Corbusier sah in der Maschine ein Abbild des Organismus, eines Körpers mit logisch angeordneten Gliedern, die jeweils eine Funktion erfüllen. Für ihn konnte ein Haus (oder ein beliebiges Bauwerk) nicht anders organisiert werden: Die Zimmer, Türen und Gänge müssen ein funktionierendes Ganzes ergeben, eingepackt in die Fassaden wie in eine Haut. Ihr Zweck ist, der Tätigkeit der Bewohner einen logischen und ungehinderten Ablauf zu ermöglichen. Sachlichkeit und Funktionalität sind geboten, um Komfort und Harmonie entstehen zu lassen.
Der von Le Corbusier gewählte Begriff sollte vor allem aufrütteln und zum Nachdenken anregen. Der Begriff «Wohnmaschine» provoziert die Frage «was ist eigentlich ein Haus?»
Man braucht sich also nicht zu schämen, in einer Maschine zu wohnen. Ist nicht der Parthenon eine Maschine, die Ergriffenheit erzeugt? Das Haus, der Tempel der Familie, ist ein Ort der Poesie und der Entfaltung – und dies kann in einem schlecht zusammengefügten Körper nicht gedeihen.
DAS HAUS DES KAPLANS
EIN HAUS FÜR DEN MESNER
Im Bestreben, die Umgebung der Kapelle von störenden Gebäuden zu befreien, wollte Le Corbusier die benachbarten Bauten abreißen lassen. Als Ersatz ließ er unterhalb der Kapelle zwei Häuser bauen. Eines der beiden Häuser, das Pilgerhaus, bietet Platz für 20 Pilger und den Herbergsleiter. Das andere, kleinere Haus war für die Familie des Mesners bestimmt.
Zunächst wurden beide Häuser jedoch als Unterkunft für die Bauarbeiter genutzt. Da die Mesnerfamilie ihr bisheriges Wohnhaus, das an der Stelle des heutigen Kampanile stand, nicht verlassen wollte, stand das neue Haus leer, bis 1958 der erste Kaplan der neuen Kapelle, Abbé Bolle-Reddat, dort einzog.
Auch seine Nachfolger wohnen seither in dem kleinen, von Le Corbusier erbauten Haus.
EINE WOHNMASCHINE
Das Haus des Kaplans beruht auf einem früheren Entwurf Le Corbusiers, der jedoch nie gebaut wurde: die «maisons murondins».
Die Idee für diese einfachsten und wenig materialaufwendigen Häuser entstand 1940, um den Opfern der Bombardements schnell Unterkünfte zur Verfügung zu stellen.
Die beiden Häuser in Ronchamp wollte Le Corbusier, wie für die «murondins» vorgesehen, aus Stampflehm und Holz bauen, entschied sich dann aber für Stahlbeton, der Unwettern mehr Widerstand bot.
Das Haus des Kaplans ist ein perfektes Beispiel eines modernen Hauses nach Le Corbusiers Vorstellung.
Das Haus des Kaplans ist ein perfektes Beispiel für ein modernes Wohnhaus nach den Vorstellungen Le Corbusiers. Mit seinen großen, nach Süd-Westen ausgerichteten Fenstern, wird es von einem warmen Licht durchströmt. Die Bodenplatte des Gebäudes liegt nicht direkt auf der Erde auf. Ein Hohlraum soll das Eindringen von Feuchtigkeit verhindern, eine Konstruktion, die die Idee der «Pilotis» aufgreift, die Le Corbusier in seinen «5 Punkten einer neuen Architektur» (1927) propagierte. Ein Grasdach krönt das Werk, dient als Wärmedämmung und macht es unauffällig. Von der Kapelle aus gesehen, fügt es sich in die Landschaft ein und ist kaum wahrzunehmen. Im Inneren schafft der Kontrast zwischen den lebhaften Farben und dem Sichtbeton, dem Steine der alten Kapelle beigefügt wurden, eine wohnliche und einladende Atmosphäre.
Der Wandschrank, der die Küche vom Wohnzimmer trennt, ist sicherlich das bemerkenswerteste Möbelstück.
Er ist charakteristisch für die 50er Jahre und erinnert an die Arbeiten von Charlotte Perriand und Jean Prouvé.